Turning 29

Über eine Erkenntnis bin ich in meinen Zwanzigern bisher besonders dankbar: Es steckt eine unheimliche Magie hinter der Fähigkeit, Chancen im richtigen Moment zu erkennen und zu ergreifen. 29 zu werden fühlt sich in gewisser Hinsicht an wie „eine letzte Chance“. Nicht in dem Sinne, dass das Leben mit der großen 30 aufhört. Sondern die letzte Chance, die Zwanziger noch einmal ganz bewusst zu prägen. Mit Erinnerungen, Erlebnissen und Momenten zu füllen. Mit Leben. Noch einmal auf die Bucket List zu schauen und zu überlegen, was sich noch abhaken lässt. Und vielleicht auch zu hinterfragen, ob man das nicht jedes Jahr tun sollte.

So engstirnig und eitel es auch manchmal sein kann, sich vor runden Geburtstagen im Leben zu scheuen, so sind sie eine Erinnerung daran, dass das Leben schnell ist. Und wir unsere Chancen heute nutzen müssen. 

Anlässlich meines 29. Geburtstages letzte Woche habe ich hier die Chancen meiner Zwanziger aufgeschrieben. Und die, die für die große 29 noch auf der Liste stehen.

Living abroad

Mit Anfang 20 ein Auslandspraktikum bei Engel & Völkers in Newport Beach, Kalifornien. Mit Sicherheit hätte es einfachere, günstigere (!), nähere Möglichkeiten gegeben, das Soll eines Auslandssemesters im Rahmen des Bachelorstudiums zu erfüllen. Trotzdem habe ich das typische Erasmus-Semester durch eine Erfahrung ausgetauscht, die mir nicht nur viel Mühe und Mut abverlangt hat, sondern vor allen Dingen eines gelehrt hat: Das große Träume wahr werden können. Wenn man wirklich richtig will. 

Joining a big corporation

If you get a chance, take it. If it changes your life, let it. Als das große Jobangebot kam, war ich eigentlich gar nicht bereit dafür. Ich sagte ab, bevor ich überhaupt richtig darüber nachgedacht hatte. Es passte nicht in meinen Plan. Es war nicht ganz der Job, den ich machen wollte. Zum Glück setzte schnell der Gedanke ein: „Was, wenn es doch genau der richtige Job ist?“ Letztlich war der Job nicht nur einer der Besten, die ich bisher machen durfte, sondern hat mich beruflich auch genau dorthin gebracht, wo ich hinwollte. Mein Anfang-20-jähriges ich wäre stolz auf den Job, den ich heute mache. Remember to always look again.

Finding love

Dabei war ich gar nicht auf der Suche. Ich war einige Jahre meiner Zwanziger sehr glücklich ohne Partner. Eine Zeit nur für mich. In der ich mich entwickelt und richtig kennen gelernt habe. In der ich Entscheidungen getroffen und für mich selbst gesorgt habe. Unabhängig. Selbstbestimmt. Um dann im passenden Moment bereit zu sein, mich auf den richtigen Partner einzulassen.

Building a home together

Die ersten zwei Jahre unserer Beziehung haben wir gut drei Stunden voneinander entfernt gelebt. Ein Kompromiss, den wir zugunsten meiner Karriere eingegangen sind. Dass das nicht immer einfach war, weiß jeder, der schon einmal eine Fernbeziehung gehabt hat. Im Nachhinein hat sich der Schritt gelohnt. Sowohl als Bestärkung unserer Beziehung, als auch für meine berufliche und persönliche Entwicklung. Denn: Manchmal lohnt es sich, im Leben auf die Zähne zu beißen. Und: Man muss den richtigen Moment erkennen, die Lebensqualität auch wieder vorne anzustellen. Uns führte diese Chance zu unserer wunderschönen gemeinsamen Wohnung in Köln.

Adopting a dog

Wie oft habe ich Menschen schon von einem Hundewunsch sprechen hören. Das Problem: Wenn man logisch und rational an den Gedanken herangeht, passt ein Hund eigentlich nie so richtig rein. Bedeutet ganz schön viel Mühe, Zeit und Verpflichtungen, die man nicht einfach so übrig hat. Haben sich die Menschen, die sich dann doch Hunde anschaffen einfach nicht genug Gedanken vorab gemacht? Mit Sicherheit nicht. Macht es manchmal im Leben Sinn, sich nicht alle Gedanken vorher zu machen und einfach mal zu machen? Absolut. 

Als ich Leia bei Map Straßennasen auf Instagram gesehen habe hat es weniger als 5 Minuten gedauert bis ich Kontakt aufgenommen und den Stein ins Rollen gebracht hatte. Mit Sicherheit eine der irrationalsten Entscheidungen meiner Zwanziger. Und eine der Besten.

Starting a business

Ich spüre jedes Mal wie es kribbelt, wenn ich eine Gründerstory höre oder über Frauen lese, die selbstständig sind und sich und ihren Beruf immer wieder neu erfinden und entwickeln. Es kribbelt, weil auch ich mich gerne so sehe. Mutig. Ideenreich. Kreativ. Mein Blog ist ein erster mini-kleiner Schritt in diese Richtung. Und ich wünsche mir, dass ich auch für die großen Schritte bereit bin, und die Chancen erkenne, wenn sie kommen.

Getting a tattoo

Nachdem ich mich nun neun Jahre (bestimmt schon länger) nach dem passenden Motiv umsehe und teilweise auch froh bin, dass ich keine Schwalbe am Handgelenk trage, ist es nun an der Zeit. Vielleicht eine weitere irrationale Entscheidung. Aber bestimmt etwas, das mich an meine Zwanziger erinnern wird. 

Ich blicke schon etwas wehmütig auf das letzte Jahr in meinen Zwanzigern. Nicht, weil ich etwas von dem, was ich vorhatte, nicht geschafft habe. Ganz im Gegenteil. Weil ich mir manchmal bei all den großen Zielen, Meilensteinen und Streben ein wenig mehr Unbeschwertheit gewünscht hätte. Ein paar weniger Sorgen, ob alles so funktioniert wie ich es mir vorstelle, und ein bisschen mehr loslassen und den Moment genießen.

Daher bin ich froh, dass ich heute diesen Text schreibe. Denn ich habe noch ein Jahr, um auch diese Chance zu erkennen und zu ergreifen.

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