All that glitters … muss man bei materiellen Errungenschaften ein schlechtes Gewissen haben?

So langsam wird es in den Städten richtig weihnachtlich. Die ersten Weihnachtsmarktbuden werden aufgebaut, Bäume aufgestellt, die ersten Lichter angemacht. Uns verschlug es in unserem „Urlaub-Zuhause“ zur Abwechslung mal nach Düsseldorf. Erstes Anlaufziel als „Touri“ war natürlich die Königsallee. Und da war Weihnachten schon in vollem Gange. Überall Lichter in den Bäumen, Dekoration in den Schaufenstern, eine große Eisbahn und die erste Tasse Glühwein gab es auch schon. Mich hat das ganze Ambiente sehr an die USA erinnert. An New York und Los Angeles und meine Lieblingsmall in Newport Beach. Eine Kombination aus Weihnachtslichtern, schmuckvollen hohen Gebäuden und Luxusgeschäften. Und direkt hat mich bei dem wohlig warmen Gefühl im Körper und dem Leuchten in meinen Augen ein schlechtes Gewissen eingeholt.

Ist das alles richtig so? Sind nicht genau diese Orte der Inbegriff unserer Konsumgesellschaft, ist nicht Weihnachten die Zeit in der es nur um materielle Wünsche geht? Um teure Marken? Um alles was glitzert und teuer ist? Aber ich wurde das wohlige Gefühl nicht los. Und habe mich gefragt, was es eigentlich ist, dass uns an teuren materiellen Dingen so begeistert. Woher kommt das wohlige Gefühl im Körper, wenn wir uns leuchtend hergerichtete Schaufenster oder Online Shops anschauen? Ist es rein unser Belohnungssystem das uns da antreibt? Und wenn dem so ist: dürfen wir das? Sollten wir nicht ein schlechtes Gewissen haben? 

Materielle Errungenschaften: Ein vorübergehendes Glücksgefühl

Denn auch ich schlendere in Düsseldorf mit großen Augen vor den Fenstern von Tiffany’s und Cartier hin und her und liebäugele mit Designertaschen bei Breuningers. Haben wir nicht alle bestimmte Marken für die wir „gerne“ etwas mehr ausgeben? Die ganz oben auf unserer Wunschliste stehen? Materielle Errungenschaften, die wir uns gedanklich schon bereit legen für die nächste Gehaltserhöhung oder Beförderung? Wie meine erste Designertasche, die ich mir zum erfolgreich absolvierten Masterstudium gekauft habe. Dabei wissen wir alle, es sind vorübergehende Glücksgefühle die materielle Errungenschaften uns bescheren. Die teure Tasche wird uns nicht langfristig glücklich machen und es wird immer wieder etwas Neues geben, das wir gerne haben möchten. Wir können uns nicht glücklich kaufen.

Und obwohl so viel falsch ist an hohen Margen und überteuertem Branding, obwohl es im Leben – und gerade an Weihnachten – um so viel mehr geht als materielle Wünsche und Errungenschaften, obwohl es auf der Welt so viele wichtigere und dringendere Themen gibt, mit denen wir uns beschäftigen müssen … so können wir nicht leugnen, dass es manchmal einfach gut tut, sich etwas Schönes zu kaufen oder geschenkt zu bekommen. Einen Meilenstein zu feiern. Ein Erinnerungsstück für einen ganz besonderen Anlass in den Händen zu halten. Für den Moment – und manchmal ist ein kleiner Moment von Freude, Glück, Glitzer und Glamour auch genug. 

Ein multisensuales Erlebnis für den Körper und das Gefühl von unbegrenzten Möglichkeiten 

Für mich war der Bummel über die Kö wie ein Ausflug in eine meiner Lieblingsserien und Filme. Ein Ausflug in eine andere Welt. Und ja, auch ein multisensuales Erlebnis, das gerade in der dunklen Jahreszeit dem ganzen Körper gut tut. Die vielen hellen Lichter, die sauberen Straßen, die riesigen Schaufenster, der Duft von Glühwein und die fröhliche Weihnachtsmusik im Ohr. Diese ganzen Eindrücke bilden zusammen das wohlige Gefühl, das wir im Körper spüren. Gegen das wir uns nicht wehren können. Und solange wir bewusst damit umgehen und uns nicht in materiellen Errungenschaften verlieren, ist so ein Ausflug auch ok. 

Denn die „unbegrenzten Möglichkeiten“, die man in Zusammenhang mit dem American Dream im Kopf hat, die schwirren auch an solchen Orten in der Luft. Öffnen uns die Augen, kurbeln die Fantasie an, geben Inspiration, wecken Ideen. Und zeigen uns: Was es alles gibt. Was wir alles können. Wenn wir wollen.

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