Die guten Vorsätze für 2020 beginnen mit deinen persönlichen Werten

31.12.2019, 23:55 Uhr, die Sektgläser werden gefüllt, die ersten Böller fliegen durch die Luft, alles macht sich bereit für das neue Jahr. Den Neustart. Das weiße Blatt Papier mit der Überschrift „2020“. Worüber wir uns jetzt schon Gedanken machen, sind die Feierlichkeiten rund um das Jahresende. Die Vorweihnachtszeit, die Weihnachtsfeiertage, die Silvesterparty. Worüber wir uns noch keine Gedanken machen: Was passiert, wenn die Uhr 12 schlägt und das neue Jahr wirklich beginnt. Vielleicht wird an den letzten Tagen im Jahr und am Silvesterabend scherzhaft über gute Vorsätze gesprochen. Die sich da drehen um die Gesundheit, die Figur, neue Routinen und Gewohnheiten. Da macht man sich selbst Versprechungen und setzt sich Ziele, die weder erreichbar sind, noch Energie bringen. Vor allem aber: man setzt sich Ziele, die gar nicht zu einem passen. Nicht den persönlichen Werten entsprechen. Keinen Spaß machen. Nicht erfüllen. Keine Energie geben.

Die große Bestrebung, x Kilogramm abzunehmen, weicht irgendwann dem Verlangen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, nicht zu jedem Stück Kuchen der Kollegen nein zu sagen und im Restaurant zu bestellen, worauf man Lust hat. Das Vorhaben, drei mal pro Woche ins Fitnessstudio zu gehen, geht auch nur auf, wenn das ein Ort ist, an dem man gerne Zeit verbringt. Wenn es um Ziele und gute Vorsätze fürs neue Jahr geht, passiert ganz oft der Fehler, sich vorzunehmen, was gar nicht zu einem passt.

Wie findet man aber heraus, was zu einem passt und den persönlichen Werten entspricht? Wie findet man heraus, wonach man tief im inneren strebt? Ist es wirklich die tolle Figur? Oder ist es etwas ganz anderes, wonach du dich sehnst? Denn vielleicht kommen die positiven Veränderungen unserer Lebensgewohnheiten und somit Gesundheit und Wohlbefinden im eigenen Körper von ganz alleine, wenn wir wissen, wie das große Ganze aussehen soll, was unseren persönlichen Werten entspricht, was uns erfüllt, in welche Richtung wir gehen müssen.

So findet man heraus, was die eigenen persönlichen Werte sind

Wie findet man heraus, was das übergeordnete große Ganze ist? Was sind deine persönlichen Werte? Für diese Fragen muss man von der Zielsetzung noch mal zwei Schritte zurück gehen. Ich habe mich auch dieses Jahr erstmalig mit dem Thema meiner persönlichen Werte befasst und im Zuge dessen eine Übung gemacht, die ich in Brené Brown’s Buch „Dare to Lead“ gefunden habe. Dieses Buch richtet sich vor allem an jene, die Führungspositionen anstreben – und ist für solche auch wirklich empfehlenswert. Ein Teil dessen, was es bedeutet, ein guter „Leader“ zu sein, ist eben auch, die persönlichen Werte zu kennen. Und mit diesem Teil des Buches kann man auch etwas anfangen, wenn man nicht die große Corporate Career anstrebt. Die Übung ist online frei verfügbar und ganz einfach durchzuführen – man braucht aber ein wenig Zeit.

Ganz übersichtlich findet man hier eine lange Liste von Werten. Ziel ist es, von diesen Werten zwei bis höchstens drei Werte auszuwählen, die am besten zu einem passen. Die die meisten Gefühle hervorrufen, am lautesten rufen „Genau das ist meins! So bin ich! So will ich sein!“ Klingt erst mal einfach, ist aber tatsächlich ganz schön schwer. Man braucht mehrere Runden, bis man die Werte auf einige wenige reduziert hat. Um tatsächlich am Ende mit den zwei bis drei persönlichen Werten dazustehen, um die es in deinem Leben gerade geht, brauchst du vielleicht auch ein paar Tage.

Ich habe vier Runden gebraucht. Und möchte an der Stelle einmal teilen, wie ich zu meinen persönlichen Werten gekommen bin. Wichtig: Die Werte-Liste von Brené Brown ist auf Englisch. Besonders wenn es am Ende darum geht, sich auf drei Werte zu beschränken, macht es vielleicht Sinn, sie nochmal in die eigene Muttersprache zu übersetzen.

Runde 1: Ich habe zunächst alle Werte aufgeschrieben, die auf den ersten Blick zu mir passen.  

  • Achievement
  • Ambition
  • Being the best
  • Belonging
  • Competence
  • Courage
  • Creativity
  • Freedom
  • Growth
  • Independence
  • Initiative
  • Learning
  • Recognition
  • Vision

Da wird schnell klar: meine Themen sind persönliche Entwicklung, Lernen, Kompetenzerweiterung, Wachstum aber auch Ideen, Kreativität, Freiheit. Ein Wert, den ich unbedingt ankreuzen wollte, von dem ich aber wusste, dass er mir noch gar nicht so stark entspricht, ist Mut. Es sind auch zwei Werte mit dabei, die mir zwar entsprechen, aber nicht besonders gefallen: Achievement und Being the best – also der Drang nach Errungenschaften und danach, immer die Beste sein zu wollen. Obwohl ich diese Werte überhaupt nicht mag und eigentlich lieber zurückschrauben möchte, habe ich sie erst einmal mit aufgenommen.

Runde 2: Ich habe die Werte auf jene reduziert, die ich fokussieren möchte. Die, denen ich Aufmerksamkeit und Energie schenken möchte.

  • Ambition
  • Courage
  • Creativity
  • Independence
  • Learning
  • Vision
  • Growth

An dieser Stelle habe ich die schon genannten Werte Achievement und Being the best rausgeschmissen, aber auch Competence und Recognition, weil ich mich davon eher distanzieren möchte. Stattdessen ist Ambition drin geblieben. Ein gesunder Ehrgeiz gehört für mich auf jeden Fall zu den Komponenten, die mich ausmachen und mir schon einiges ermöglicht haben.

Runde 3: Für die noch engere Auswahl habe ich mich gefragt, welche Werte mich bislang bei wichtigen Entscheidungen geleitet haben.

  • Courage
  • Vision
  • Learning
  • Growth 

Die dritte Runde war schon deutlich schwerer. Ein Kriterium, dass mir bei der Auswahl geholfen hat, war an vergangene Entscheidungen und Richtungswechsel zu denken. Was treibt mich bei wichtigen und großen Entscheidungen an? Über diese Frage habe ich auch hier schon einmal geschrieben. An dieser Stelle habe ich viel über die Komponenten Kreativität und Unabhängigkeit nachgedacht, da sie gerade in meinem Bestreben, diesen Blog zu schreiben, einen großen Wert für mich bekommen haben. Auch über Ehrgeiz habe ich lange nachgedacht. Schließlich habe ich mich dazu entschieden, dass diese drei Werte mich ein Stück weit prägen und leiten, jedoch im Vergleich zu den anderen nicht diejenigen sind, die mir Entscheidungen erleichtern oder mir die Richtung weisen.

Runde 4: Zielgerade zu den persönlichen Werten. Fokus auf das große Ganze.

  • Vision
  • Growth
  • Courage

In der vierten Runde habe ich mich von Learning verabschiedet. Ich ziehe unheimlich viel Energie daraus, mir neue Fähigkeiten anzueignen, neues zu lernen, besser zu werden. Ich habe mich jedoch stattdessen für den aus meiner Sicht größeren Wert, das Wachstum, entschieden – da es schließlich nicht um das Lernen an sich, sondern um das „an Aufgaben und Herausforderungen wachsen“, über sich hinaus wachsen, neue Wege gehen, geht. Auch Vision hat es in die Top 3 geschafft, da für mich der Weitblick super wichtig ist. Neue Ideen, Visionen, Spinnereien, Think Big-Dream Big. All das bin genau ich und möchte ich noch viel stärker sein. Nummer drei ist Mut. Mut hat es geschafft, obwohl ich nicht immer mutig bin. Mut habe ich als Ziel-Wert mit aufgenommen. Weil ich Mut mehr Aufmerksamkeit schenken möchte. Stärker daran erinnert werden möchte, mutig zu sein.

Das sind sie nun also, meine persönlichen Werte, die mir die Richtung weisen und bei wichtigen Entscheidungen helfen. Sie helfen auch, wenn es darum geht, Ziele und Vorsätze für das nächste Jahr zu formulieren, die wirklich zu einem passen. Warum Ziele überhaupt wichtig sind, kann ich vielleicht noch einmal separat aufgreifen. Jetzt ist erst einmal die beste Zeit, über die persönlichen Werte nachzudenken. Ich habe neulich auf Instagram geschrieben, der November sei der Monat, an den man die niedrigsten Erwartungen stellt. Weil er nach dem goldenen Oktober und vor der schillernden Weihnachtszeit im kühlen grau in grau verloren geht.

Warum nicht also den November nutzen, um sich über die eigenen Werte klar zu werden? Dann steht man auch nach der Achterbahnfahrt der Weihnachts-Festlichkeiten Ende des Jahres nicht mit leeren Händen da, sondern ist sich der persönlichen Werte bewusst und kann sich basierend darauf gut überlegen, was man damit im nächsten Jahr so machen möchte. Und wenn du magst, erzähl mir doch von deinen persönlichen Werten – ich würde mich sehr freuen!

Wir werden nie wissen, was das neue Jahr für uns bereit hält. Aber wenn die Uhr 12 schlägt, können wir die Richtung angeben. 

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