Der 2021-Plan

Hast du insgeheim auch schon einen Plan für 2021? Einen Plan für die Zeit „nach Corona“? Den Plan, weiter entfernte Freunde wieder zu besuchen, zu reisen, zu fliegen? Und allgemein wieder Freiheiten auszukosten, die bis Anfang diesen Jahres noch zur Normalität gehörten? Wo man Begriffe wie Pandemie, Quarantäne und Gesichtsmasken nur aus Katastrophenfilmen und schlechten Albträumen kannte. Dass uns Corona noch länger begleiten würde und wir wohlmöglich bis Ende des Jahres noch mit Abstandsregeln, Reisebeschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen leben würden war schnell klar. Die Pläne für 2020 abgeschrieben. Akzeptiert, dass in diesem Jahr nicht mehr viel zu machen oder planen war. Das wir flexibel sein, Urlaubspläne über Bord werfen und uns auf das „new normal“ einstellen müssten. Aber 2021, das war, zumindest in meinen naiven Gedanken, das Jahr in dem alles besser werden würde. Das Jahr „nach Corona“. Wie steht es nun um den 2021-Plan?

Planen im „new normal“

Zunächst scheint klar zu sein, dass 2021 noch bei weitem nicht das Jahr nach Corona sein wird. Und so wie es jetzt aussieht vielleicht auch nicht das Jahr, in dem wieder unbeschwert gereist wird. Dabei hatte ich mir gedanklich alles so schön zurechtgelegt. Hatte angefangen, neue Pläne zu machen. Von kurzen Reisen innerhalb Europas bis hin zu Langstreckenflügen und Roadtrips. Habe angefangen zu überlegen, wie, wo und mit wem ich meinen 30. Geburtstag im Sommer verbringen möchte. Und wie Leia wohl eine Vanreise durch Skandinavien gefallen würde. Warum war diese Planung so wichtig? Weil all das dieses Jahr nicht stattfinden konnte? Weil wir in Sachen Reisen und Neues entdecken Nachholbedarf haben? Weil es einfach schön ist, etwas zu haben, worauf man sich freuen kann? Am Ende ist es eine Kombination von alledem. Aber auch: Das Bedürfnis danach, überhaupt einen Plan machen zu können. Eine Reise zu buchen und davon auszugehen, dass sie angetreten wird. Genau dann Urlaub zu nehmen, wenn man ihn braucht. An Orte zu reisen, die man sehen möchte. Und nicht nur an jene, die gerade auf keiner Risikoliste auftauchen. Denn ist nicht fast das Schönste an einem Urlaub, an einem Plan, die Vorfreude darauf?

Wie planen wir also im „new normal“? Gar nicht mehr? Ist es jetzt besser einfach alles auf sich zukommen zu lassen und kurzfristig zu schauen „was geht“? Weg von der Vorfreude hin zu spontaner Freude über ein mögliches „Getaway“? Wie flexibel können wir sein mit unserer Planung? Wie schnell können wir uns eine Woche freischaufeln, die eigentlich schon mit Arbeitsterminen, Projekten und sonstigen Verpflichtungen vollgepackt ist? Wie entspannt wird ein Urlaub, der von jetzt auf gleich passiert? Ich kann mir vorstellen, dass der 2021-Plan in etwa so werden wird. Spontane Möglichkeiten. Kurzfristige Planung. Jetzt oder nie.

Sind wir darauf vorbereitet?

Was unsere Generation jetzt lernen kann

In diesem Jahr haben wir eine Abhängigkeit erfahren, die zumindest meine Generation so gar nicht kannte. Für uns galt immer: Wir haben unsere Möglichkeiten selbst in der Hand. Die Welt steht uns offen. Von der Wahl zum Studiengang- und manchmal viel wichtiger, Studienort, über Auslandssemester, lange Reisen, einen erfüllten Job, Beziehungen. All das lag in unserer Hand. War abhängig davon, wie sehr wir etwas wollten. Unsere Generation ist „in charge“. Im „driver seat“. Oder zu deutsch: verwöhnt. Wir hatten alle Möglichkeiten. Bis 2020 kam. Vielleicht ist es uns gerade deswegen so schwer gefallen, uns auf das „new normal“ einzustellen. Uns nicht nur an die Situation anzupassen sondern auch zurückzustecken. Zu akzeptieren, was ist. Und uns nicht wegen unserer verpassten Urlaubsgelegenheiten zu bemitleiden.

Wer das heute schon gut kann, ist die sogenannte „Silent Generation“ der Jahrgänge 1928 – 1945. Eine Generation, die schon früh lernen musste zu akzeptieren, hinzunehmen, kleine Freuden im Jetzt zu genießen. Das ist auch die Generation, die heute besonders gefährdet ist und deren gesellschaftlicher und sozialer Verzicht deutlich größer ist als der meiner Generation. „Da müssen wir jetzt durch“, ist etwas, das meine Ziel- und Lösungsorientierte Macher-Generation nur selten ohne Beanstandung hinnimmt. Aber vielleicht ergibt sich für uns auch eine Chance darin, einmal nachzugeben. Zu akzeptieren. Die Situation nicht verbessern zu müssen. Keinen neuen Plan zu machen. Die Vorfreude links liegen zu lassen und uns auf das zu konzentrieren was direkt vor uns liegt.

Denn das ist es, was uns am Ende unabhängig macht, uns Freiheit gibt. Vielleicht zum ersten mal so richtig.

2021-Plan
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