Mal ganz ehrlich: Ist es nicht fast genauso schwierig, gute Freunde zu finden, als den richtigen Partner zu finden? Es geht doch schließlich gleichermaßen darum, Menschen zu finden, die zu einem passen, mit denen man Zeit verbringen möchte, oder vielleicht auch: ohne die es einfach nicht so schön ist. In diesem Blogpost geht es darum, ob wir uns überhaupt genug Mühe geben, genau diese Menschen zu finden. Warum wir bei Freundschaften so viele Kompromisse machen. Und darum, wie man heute neue Freundschaften knüpft und Freundeskreise aufbaut. Und mutig genug ist, immer wieder auf neue Menschen zuzugehen und zu fragen: „Wollen wir Freunde sein?“
Für mich ist die Definition eines alteingesessenen Freundeskreises seit jeher: Man überlegt sich am Wochenende nicht, mit wem man etwas macht, sondern nur, was man macht. Die Konstellation ist bereits gesetzt. Sie kann hier und da variieren, mal kommt jemand dazu, mal entfernt sich jemand, aber im Kern gehört man zusammen. Und das ganz ungezwungen und ohne große Verabredungen. Von besonderen Anlässen wie Geburtstagen oder Silvester bis hin zu spontanen Grillabenden. Ohne vorher aufzuräumen.
Solch einen Freundeskreis hatte ich zuletzt zu Schulzeiten. Da war das auch noch einfacher, da irgendwie jeder die gleiche Agenda und dasselbe Ziel hatte: den Schulabschluss. Danach wird es schon schwieriger und die Interessen gehen auseinander. Die Distanz wird größer. Die Lebenspläne ändern sich. Dann reicht es nicht mehr, in etwa im gleichen Alter zu sein und ähnliche Interessen zu haben.
Freunde überall auf der Welt verteilt
Was ich zum Thema Freundschaft von mir behaupten kann: Ich habe überall auf der Welt verteilt Menschen, die mir viel bedeuten, die ich als gute Freunde bezeichnen würde. Manche davon in der Heimat, andere aus Studienzeiten, von der Arbeit, teilweise viele Flugmeilen entfernt. Nicht mit allen habe ich regelmäßig Kontakt, aber wenn man sich wiedersieht, ist es, als hätte es die Distanz nie gegeben. Das ist das Ergebnis eines Lebensplans, den ich seit Anfang zwanzig sehr bewusst gewählt habe. Alles mitnehmen. Bloß nicht zu lange an einem Ort verweilen. Nochmal ins Ausland. Nochmal in eine andere Stadt. Und ich würde es genauso wieder machen. Und werde ich bestimmt auch noch das ein oder andere mal so tun.
Neben den Erfahrungen, die ich für mich persönlich mitnehmen konnte und den Herausforderungen, an denen ich gewachsen bin, habe ich auf diese Art und Weise unheimlich tolle Menschen kennengelernt und viele schöne Momente mit eben diesen erlebt. Roadtrips durch Kalifornien, Surfen lernen in Portugal, gemeinsame Abende an der Bar nach langen Meetingtagen, Aperol Spritz auf der Aachener Straße, Cappuccino und Waffeln zuhause in der Poststraße. Es gibt jedoch eines, dass mir dieser Plan nicht ermöglicht hat. Einen festen Freundeskreis. An einem Ort, den ich mein Zuhause nenne.
Ändert sich der Freundeskreis in einer Beziehung?
Besonders die letzten zwei Jahre haben es für Lukas und mich sehr schwierig gemacht, Freundschaften aufzubauen und auch bestehende Freundschaften zu pflegen. Durch die Fernbeziehung und das wochenendliche hin und her zwischen Bremen und Köln hatten wir für uns als Paar nur am Wochenende Zeit für einander, die wir dann natürlich voll ausnutzen wollten. Und wir haben auch das ein oder andere BBQ, Frühstück, Treffen am Weihnachtsmarkt u.v.m. verpasst, weil wir gerade nicht „im Lande“ waren.
Aber auch grundsätzlich stellt sich wohl die Frage, wie sich der Freundeskreis in einer Beziehung verändert. Wenn beide Partner ganz unterschiedliche „Circle of Friends“ haben, ist das bestimmt nicht so einfach. Für Lukas und mich ist es eher so, dass wir beide viele einzelne Freunde überall verstreut haben und uns vielmehr die Frage stellen: Können wir uns noch einen gemeinsamen Freundeskreis aufbauen? Oder geht das nur bis zu einem bestimmten Alter und danach ist es irgendwie schwierig, noch „den Fuß in die Türe zu bekommen“? Hört sich erst mal nach einer naiven Frage an, stellt sich aber als völlig legitim heraus.
Kann man sich Freunde aussuchen wie man möchte?
Unser Fühlen, Denken und Handeln wird sehr stark von den Menschen beeinflusst, mit denen wir die meiste Zeit verbringen. Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, mit wem du die meiste Zeit verbringst? Und bist vielleicht zu dem Schluss gekommen, dass dir diese Menschen nicht immer nur gut tun? Und hast dann doch nichts daran geändert? Ich glaube tatsächlich, dass wir in Sachen Freundschaft oftmals einfach geschehen lassen. Hinnehmen. Akzeptieren, was ist. Und uns eigentlich wünschen, es würde irgendwie besser passen. Die Frage „Kann man sich Freunde aussuchen wie man möchte?“ finde ich an der Stelle so passend, weil jeder die Antwort genau kennt, weiß wie herrlich einfach sie ist und gleichzeitig versteht, wie schwer es auch sein kann, aktiv Einfluss darauf zu nehmen und zu entscheiden, welche Freundschaft gut tut und welche nicht.
Ich möchte an dieser Stelle nicht dafür plädieren, radikal auszusortieren und Freundschaften zu kündigen. Aber warum nicht einfach mal aktiver werden? Den Freundeskreis erweitern? Sich dessen bewusst werden, dass wir selber entscheiden dürfen, mit wem wir unsere Zeit verbringen. Und dass ein Kompromiss in Sachen Freundschaft auch immer ein Kompromiss für uns persönlich ist. Dass wir immer wieder die Möglichkeit haben, uns mit Menschen zu umgeben, die wir spannend finden, die uns inspirieren, die etwas von dem geben, was wir vielleicht gerade suchen. Es aber sein kann, dass wir diese Menschen vielleicht jetzt noch gar nicht kennen.
Wo findet man die Menschen, die Freunde werden könnten?
Während wir bei der Partnersuche sämtliche Hebel in Bewegung setzen um jemanden kennen zu lernen, lehnen wir uns bei Freundschaften ganz entspannt zurück und schauen was sich ergibt – oder auch eben nicht ergibt. Klingt irgendwie nicht ganz richtig, oder? Warum also nicht mal aktiv nach Gleichgesinnten suchen? Wie bei der Partnersuche. Auf „Dates“ gehen, die neue Sportarten ausprobieren, die uns schon lange im Kopf herum schwirrt. Menschen treffen, ansprechen, verabreden. Bestehende Freunde und Bekannte öfter treffen, deren Freunde kennen lernen. Es geht ja nicht darum, möglichst viele Freunde zu haben, sondern die zu finden, die wirklich passen. Und auch hier gilt: Es klappt vielleicht nicht auf Anhieb. Und je mehr man ausprobiert, desto eher versteht man, was passt – und was eben auch nicht.
Ich glaube wir finden die Menschen, die zu uns passen immer dann, wenn wir tun, was ganz uns entspricht. An den Orten, an denen wir uns wohlfühlen. Wie oft habe ich mir im Yogastudio schon mit anderen Teilnehmerinnen zugelächelt ohne etwas zu sagen? Wie oft habe ich auf Instagram schon Frauen aus Köln und Umgebung total „nett“ gefunden, und dann doch keinen Kommentar hinterlassen? Das Fazit wäre also: Tue das, was dir Spaß macht, nimm wahr, auf welche Menschen du dabei triffst und scheue dich nicht, sie einfach mal anzusprechen. Und: ein „Wollen wir Freunde sein?“ kann auch erst mal durch ein „Trinken wir einen Kaffee zusammen?“ ersetzt werden.
Für uns ist das Thema Freundschaft eines unserer Ziele in diesem Jahr. Nicht auf Biegen und Brechen viele neue Freunde zu finden. Sondern bestehende Freundschaften stärker zu pflegen. Bewusster Zeit mit Menschen zu verbringen, die uns gut tun. Zeit mit Dingen zu verbringen, die uns Spaß machen. Und zu erkennen, wenn uns jemand über den Weg läuft, der ein potentielles „Match“ ist. Und dann so mutig zu sein und zu fragen: „Wollen wir Freunde sein?“