Köln Kiosk

Was ich von Köln in Sachen Gelassenheit, Unbeschwertheit und dem Gefühl vom “Jetzt” gelernt habe

In Köln geht es ums „Jeföhl“ (zu deutsch: Gefühl). Was bedeutet das eigentlich und was ist dieses “Gefühl” für die Stadt? Hat man das nicht in jeder Stadt, in der man sich zuhause fühlt? Was ist so besonders an Köln? Diese Frage habe ich mir nach meinem Umzug in den Norden letztes Jahr sehr oft gestellt. Mit 22 Jahren habe ich zum ersten Mal in Köln gelebt und sofort gemerkt, dass man Köln ganz anders wahrnimmt, wenn man in der Stadt einschläft und aufwacht, als wenn man täglich mit dem Zug reinfährt oder samstags zum Shopping auf der Schildergasse vorbeikommt. Das Gefühl ist für mich ein Dazugehören, ein Teilhaben am “Levve”, das in Köln oft so unbeschwert und natürlich aussieht. Köln gibt mir viel von dem, was ich nicht habe: Unbeschwertheit, Gelassenheit, das “Jetzt” genießen zu können. Und das geht in Köln weit über die Karnevalstage und Freitagabende auf den Ringen hinaus. Ich habe einmal aufgeschrieben, was ich von Köln in Sachen Gelassenheit, Unbeschwertheit, und dem Gefühl vom „Jetzt“ gelernt habe.

Man gehört schnell dazu 

Meine erste Wohnung in Köln war auf der Schäl Sick, also der falschen Rheinseite. Allerdings hat man von Deutz einen wunderbaren Blick auf die Kölner Skyline und ist noch dazu super schnell am Rhein. Die Laufrunde, die sich durch diese Wohnung für mich ergeben hat, laufe ich bis heute. Meine nächste und bisher längste Station hatte ich im Mauritiusviertel zwischen Rudolfplatz und Zülpicher Platz. Dadurch wurde die Laufrunde einfach etwas länger. Mittlerweile bin ich Wochenendbesucherin im Severinsviertel in der Südstadt. Allen Veedeln gemein ist, wie schnell man sich dort zugehörig fühlt. Wie schnell man die Menschen bei Rewe an der Kasse wieder erkennt, die Verkäufer bei Merzenich und in der Reinigung. Wie schnell man einen Lieblingsort, ein Café und eine Laufrunde gefunden oder erweitert hat. So unterschiedlich die Kölner Veedel auch sind, man ist überall schnell heimisch und „gehört dazu“. Und zwar sofort, jetzt, ganz ungezwungen und unbeschwert.

Was du heute kannst besorgen, kriegst du morgen auch noch im Büdchen um die Ecke 

Es gibt etwas in Köln, das man erst nicht versteht und dann nie wieder ohne leben kann. Die vielen Kioske (Kölsch: Büdchen). So klein und schmuddelig sie manchmal auch sind, sie haben doch immer einen gewissen Charme und bieten vor allem eines: Gelassenheit beim Wochenend-Einkauf. Samstags etwas vergessen einzukaufen? Kein Problem, das Wichtigste kriegt man auch sonntags im Büdchen um die Ecke. Für jemanden wie mich, die ungern Einkaufslisten schreibt und sowieso am liebsten sonntags einkaufen gehen würde, ein ganzes Stück Freiheit.

Kumm mer lääve

Wer wie ich Kölsche Lieder nicht nur beim Karneval, sondern auch beim Laufen und Autofahren hört, der hat bestimmt erkannt, wie viel Lebensweisheit darin steckt. Ein ganz simples Beispiel: “Kumm mer lääve, bevür mer stirve, als wör dat hück dä letzte Daach” (Lasst uns leben, bevor wir sterben. Als wäre das heute der letzte Tag). In Köln wird aber nicht nur gefeiert als wenn’s keinen Morgen gäbe, sondern auch so gelebt. Sobald man auf die Straße tritt, hat man ein Gefühl von “hier wird gelebt”. Da sitzen Leute in Cafés oder beim Feierabend-Kölsch, auf der Decke an den Pollerwiesen oder den Treppchen im Rheinauhafen. Mit Kölsch oder Wein, Käsehäppchen, Currywurst oder dem Sushi-Takeout. Eine Kombination aus lebendigem Treiben und fauler Gelassenheit. Bewegung und Stillstand. Man hat das Gefühl, die Leute machen worauf sie Lust haben. Sind unbeschwert. Denken nicht so viel an morgen. Und leben im „Jetzt“.

Sonntagabends am Rhein ist unbezahlbar

Die Attraktionen am Rhein kennt man auch, wenn man nicht in Köln wohnt. Die Altstadt, das Schokoladenmuseum und die Partyschiffe. Diese Orte sind gerade am Wochenende mit viel Trubel und Menschenmengen verbunden. Das non plus ultra ist für mich, wenn sich sonntagabends die Rheinpromenade leert und ich mit Lukas nach unserem Sushi Ninja-Ritual noch dort spazieren gehe. Vorbei an den Kranhäusern, über die Südbrücke, entlang der Pollerwiesen. Mit leichtem Grillgeruch in der Nase und den vorbeifahrenden Schiffen im Ohr. In den Momenten merke ich, ich bin hier nicht zu Besuch, ich bin hier zuhause. Und ich bin hier richtig. Und das Gefühl von „richtig sein“, ist heute etwas, das man entweder lange sucht – oder wie ich – früh findet und dann noch einmal ein paar Schleifen dreht. Trotzdem gilt: diese besonderen Momente müssen bewusst wahrgenommen werden. Wenn ich bei meiner Laufrunde oder dem sonntagabendlichen Spaziergang die Südbrücke überquere, muss ich immer kurz innehalten. Einmal einatmen und ausatmen (vielleicht noch ein Foto machen) und einmal spüren, wie schön es ist. Die Aussicht genießen. Und dankbar sein für die Erfahrung, dabei zu sein. Und richtig zu sein.

Schlussendlich: Es geht ums Gefühl. Und ums „Jetzt“. Von beidem gibts in Köln eine ganze Menge.

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